Reiseroute - bitte klicken
Marokko – Bislama (Auf Wiedersehen)! Ein Stückchen Küste (Februar 2024) Schon mit dem ersten Erreichen der Atlantikküste bei Foum Assaka werden wir für die Übernachtung vom Strand vertrieben. Wir hatten von der strengen Durchsetzung des Übernachtungsverbots für Wohnmobilisten in Küstennähe nördlich von Plage Blanche seitens der marokkanischen Behörden bereits gehört, aber nicht mit so konsequenter Beachtung gerechnet. Dabei sind die behördlichen Beweggründe nachvollziehbar: Zum einen gab es in diesem Küstenabschnitt vor zwei oder drei Jahren Überfälle auf Touristen mit Todesfolgen und Marokko ist sehr um sein Image als sicheres Reiseland bemüht. Zum anderen sind die sich nach Norden erstreckenden Strände etwa ab hier Einstiegspunkte für schlepperorganisierte Bootsflüchtlinge mit den Kanaren und Südspanien als Ziel. Nächtens in so eine Aktion hineinzugeraten, dürfte der eigenen Sicherheit tatsächlich nicht zuträglich sein. Wir dürfen deshalb nur auf Privatgrund übernachten, und den finden wir sehr schön oberhalb des Strandes von Foum Assaka neben dem winzigen Restaurant "La Rayon Vert". Zum Dank für den kostenlosen Nachtplatz essen wir mit Blick auf die im Meer untergehende Sonne zu Abend – und zwar das beste Essen unserer bisherigen Marokko-Reise! Durch das Küstengebirge folgen wir der Straße nach Norden bis zum Bade- und Fischereihafenort Sidi Ifni. In unserer Karte ist diese Strecke durch das öde Küstengebirge grün, also als „landschaftlich schön“ gekennzeichnet. Unser Rat an den Kartenverlag: Kartographen einzustellen, die schon etwas mehr von der Welt gesehen haben! Auf den Campingplätzen stehen die Wohnmobile dicht an dicht, in der Mehrzahl Franzosen, die hier überwintern. Trotzdem gefällt uns der Ort Sidi Ifni: Er ist hübsch, mediterran, was nicht überrascht, denn die spanische Exklave Ifni wurde nach Aufständen der Marokkaner erst 1969 an Marokko zurückgegeben. Viele Gebäude stammen aus der spanischen Ära, darunter das hübsche 1936 errichte Hotel "Suerte Loca". Die langen Sandstrände sind trotz einer riesigen Wohnmobilkolonie fast menschenleer, denn trotz Sonne weht ein kühler Wind vom Atlantik. Deshalb verzichtet Bettina sowohl auf Früh- wie auch Spätschwimmen und Rolf auf Allesschwimmen. Unsere Erwartungen an die Küste waren nicht hoch, so dass wir nicht wirklich enttäuscht sind. Und da wir die großen Küstenstädte weiter nördlich nicht anfahren wollen, beschließen wir, wieder ins Landesinnere abzubiegen ohne vorerst auf Meeresblick zu verzichten! Wir finden nördlich Sidi Ifni auf der 200 m hohen Steilküste ein Gleitschirmflieger-Camp, in dem wir tatsächlich die einzigen Wohnmobilisten ohne Gleitschirme sind. Mit großem Interesse verfolgen wir die Starts, das lautlose Dahingleiten und die Landungen der Flieger. Anfänger und Könner aus diversen Ländern wissen die hiesigen idealen Flugbedingungen zu schätzen. Mehrere Tage bleiben wir, auch, um unseren dritten Reisebericht fertigzustellen. Tiznit ist unser letztes Reiseziel in Küstennähe. Ein hübscher Ort mit den angenehmen Temperaturen, aber ohne die hohe Luftfeuchtigkeit der Küste. Entsprechend beliebt ist er bei den Überwinterungsfranzosen (andere Nationalitäten trifft man nur selten): Erst auf dem dritten Campingplatz, den wir anfahren, finden wir noch einen (Not)Stellplatz. Von dort geht es per Taxi für (umgerechnet) sensationelle 1,00 für zwei Personen in die Altstadt, die von einer komplett erhaltenen fünf Kilometer langen Mauer umgeben ist. Die Souks mit ungewöhnlich vielen Juweliergeschäften laden zum gemütlichen Bummeln ein. In der Nähe der Großen Moschee befindet sich die "Source Bleue (Blaue Quelle)“, eine artesische Quelle und lange Hauptwasserversorgung der Stadt. Sie liegt auf einem sehr hübsch gestalteten Platz, der als Wallfahrtsort der islamischen Heiligen und Stadtnamensgeberin Fatma Tiznit verehrt wird, die der Legende nach vor 1500 Jahren gelebt haben soll. In einem Café trinken wir Tee, schlürfen frischgepressten Orangensaft und werden vom Kellner für Kuchen in die Bäckerei nebenan geschickt. Teller, Gabeln und Servietten steuert er bei! Unkompliziertes, liebenswertes Marokko!
Von der Küste nach Fès (Februar 2024) Ein langer Fahrtag bringt uns nur für eine Übernachtung zurück nach Marrakesch, bevor es bereits am folgenden Morgen weiter nach Ouzoud geht. Das ist ein winziger Ort ohne Chic und Charme, dessen einzige, aber gewaltige (innermarokkanische) Attraktion die "Cascades (Wasserfälle) d'Ouzoud“ sind. Sie gelten als die höchsten des Landes und liegen inmitten einer großartigen Landschaft mit (relativ) dichter Vegetation. Tatsächlich stürzt viel Wasser über mehrere Felsstufen ca. 100 m hinab, denn es hat vor einigen Tagen heftig geregnet. Freilebende Berberaffen lassen sich von den Touristen füttern: Sie lieben grüne Bohnen, nehmen aber auch gerne Bananen und Erdnüsse. Ein einsamer Ort ist das nicht, und jede Menge zurzeit noch wenig frequentierte Restaurants und Souvenirläden haben sich etabliert. Wir wollen nicht wissen, wie es hier zur Hochsaison aussieht! Durch die fruchtbare Tadla-Hochebene, wo Obst und Gemüse angebaut wird und der Blick, egal, wohin man schaut, auf Olivenhaine fällt (Was geschieht mit den Unmengen der in Marokko (… und Spanien, und….) geernteten Oliven? Sind die inzwischen auch in unseren Treibstoffen?), gelangen wir nach Khenifra, ein Handelszentrum am Westrand des Mittleren Atlas. Das ist für uns kein Reiseziel per se, sondern nur ein Übernachtungszwischenstopp, der sich beim abendlichen Bummel als gemütlicher Ort entpuppt. Wir sind verblüfft: Die ganze Stadt: Dächer, Türme und Sendemasten sind zurzeit von Hunderten von brütenden Störchen besetzt. Neben der Polizeistation dürfen wir übernachten, und als mich ein Polizist mit einem 400 mm-Objektiv auf Storch-Pirsch „erwischt“, bekomme ich einen milden Anranzer, wir stünden neben einem öffentlichen Gebäude, das zu fotografieren strengstens verboten sei! Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis zum "Parc Nacional Khenifra", wo es zwar auf 1700 m Höhe recht kühl, aber wunderschön ist - wir bleiben zwei Tage. Die Gipfel des Hohen Atlas begrenzen den Horizont und sind immer noch schneebedeckt. In den Wäldern stehen, soweit sie das Wüten der Holzfäller überlebt haben, noch sehr alte Zedern. Wir befinden uns zwar in einem Nationalpark, was aber nicht verhindert, dass Viehwirtschaft betrieben wird. Die Behausungen der Hirten und ihrer Familien sind äußerst ärmlich. Schafherden werden täglich über felsige Flächen zu Weideplätzen getrieben, immer und immer wieder Überweidung nennt man so etwas. Obwohl es am Morgen mit nur 5 Grad recht kühl ist, genießen wir ab Mittag die wärmende Sonne und die so ungewohnte Stille: Das lauteste Geräusch ist das Rauschen des eigenen Blutes in unseren arthroseverstopften Adern. Am nächsten Tag folgen wir einer Piste weiter in den Park. Vor uns fährt ein Wasser-Lkw, was uns hinsichtlich der Passierbarkeit für große Fahrzeuge (der Tizi-n-Test-Schock sitzt noch tief!) zuversichtlich stimmt. Als dieser in einem winzigen Bergdorf stoppt, gehen sämtliche roten Lampen an! Und tatsächlich ändert sich der Pistenzustand rapide von „geht gerade noch“ zu „dreh’ besser um“! Das tun wir bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit, die Gott sei Dank kommt. Auch in unserem Alter gibt es noch Lernerfolge! Wir verlassen den Park und gelangen über eine schmale Bergstraße zu den Quellen von Oum Er Rbia. Das ist eine recht bizarre Sehenswürdigkeit: Ein wasserreicher unterirdischer Fluss tritt hier zutage, der sich in eine Schlucht ergießt und den Ort mit einem Wasserfall krönt. Am Rande des Flusses reihen sich Souvenirläden und kleine Restaurants dutzendweise aneinander, doch zurzeit ist alles gespenstisch leer. Scheinbar lieben es auch die Marokkaner, eine Sehenswürdigkeit anzusteuern, um dann in einem Restaurant vor Ort im Kreis der Familie den Tag ausklingen zu lassen. Ganz anders als bei uns …. ;-) Auch hier möchten wir die Hochsaison nicht erleben. Der Zufall hat uns hierher verschlagen und dennoch war der Abstecher lohnend. Er gewährte uns einen weiteren kleinen Einblick, wie Marokkaner ihr eigenes Land bereisen. Azrou ist nur ein Nachtplatz für uns, doch über uns, glückliche Fügung für uns Stadtpflanzen, tobt das Storchenleben.
Für weitere Fotos bitte klicken
Mit dem Besuch von Chefchaouen geht unsere Marokko-Reise zu Ende, und am 26. Februar besteigen wir in Tanger-Med eine Fähre nach Algeciras/Spanien. Nun liegen nur noch schlappe 3000 km von Spaniens Südspitze zurück in die Heimat vor uns. Gerüchten zur Folge soll es auf diesem Weg rechts und links auch das eine und andere zu sehen geben. Ob das stimmt, erfahrt Ihr im nächsten Bericht . Bis dahin wünschen wir Euch alles Gute und einen baldigen und heftigen Frühlingsausbruch, Bettina & Rolf (Toledo/Spanien, im März 2024)
Erdbebenschäden in Ouarzazate/Marokko 2024 Camping-Glück in Sidi Ifni/Marokko
--CHEFCHAOUEN-- Marokko
-------FES------- Marokko
--SIDI IFNI-- Marokko
Zurück ans Mittelmeer (Februar 2024) Durch die Außenbezirke von Fés geht es in Richtung Norden, durch ein hügeliges bis bergiges, total entwaldetes Gebiet mit Viehwirtschaft sowie Obst- und Gemüseanbau. Wir erreichen den im Rif-Gebirge auf 600 m liegenden Ort Chefchaouen, eingebettet zwischen zwei Gipfeln, die über 2000 m hoch sind. Oberhalb des Ortes finden wir auf einem nahezu vollen Campingplatz (auf dem wir schon vor 25 Jahren gestanden haben) gerade noch einen Platz: Zwei große geführte Wohnmobil- Gruppen aus Frankreich und den Niederlanden sind vor uns eingefallen! Es regnet, auch noch am nächsten Morgen. Wir überlegen weiterzufahren, doch gegen Mittag klart es auf. Über eine steile, durch den Regen sehr rutschige Steintreppe tasten wir uns hinunter in den Ort. Vor 25 Jahren waren wir Zeugen, wie die Bewohner zur Begrüßung des neuen Königs Mohamed VI auf seiner ersten Rundreise durch sein Land die Fassaden ihrer Häuser blau und weiß frisch angestrichen haben: Alles sollte sauber sein und hübsch aussehen. Es war ein beschaulicher Ort, es gab keine Souvenirläden, Esel brachten Lasten durch die engen und steilen Gassen. Die blauen Fassaden der fast vollständig erhaltenen alten Medina haben sich stilbildend etabliert und den Ort zu einem stark von Touristen besuchten Reiseziel mit Souvenirläden an jeder Ecke gemacht. Trotzdem - er ist noch immer sehenswert! Bekanntlich beheimatet die Rif-Region die landesweit größten Anbauflächen von Cannabis, und Chefchaouen liegt in ihrem Herzen. Wir haben keine Begegnung mit „Pssst want dope?“ Warum? Weil man uns ansieht, dass wir bereits vor 50 Jahren aus dem Kundenkreis ausgeschieden sind …. ;-)
Für weitere Fotos bitte klicken
Fès (Februar 2024) Und dann erreichen wir Fès, wo wir auf einem außerhalb gelegenen Campingplatz drei Tage bleiben, um die Stadt nach 25 Jahren noch einmal zu besuchen - im Gegensatz zu damals bei gutem Wetter. Fès ist erbaut auf den Hügeln und Hängen des Qued-Fès-Tales und ist die älteste und an Kunstschätzen und Baudenkmälern reichste der vier marokkanischen Königsstädte (Meknès, Marrakesch, Rabat). Bis heute ist die Stadt das spirituelle Herz des Landes, Mittelpunkt von Kunst, Handwerk und Wissenschaft. Wir erkunden zunächst den ältesten Teil der Stadt, die Medina Fés el Bali. Allein die quirligen (hier sehr touristischen) Souks, in denen man sich verirren kann, und die wunderschönen Plätze, wie der Place Nejjarin, sind einen Besuch wert. Ein absolutes Muss ist der Besuch der Medersa Bou Inania (erbaut 1350-1357) und der Medersa Attarine (erbaut 1323-1325). Beides sind ehemalige Koranschulen, werden nicht mehr benutzt und dürfen daher auch von Nicht-Muslimen besichtigt werden. Die aufwändigen Verzierungen der Fassaden und Decken sind fantastisch! Von den oberen Stockwerken der Medersa Attarine, in denen die Räume der Koranlehrer und -schüler lagen, bietet sich ein wunderbarer Blick auf den Kairouine-Komplex, ein Konglomerat aus Moschee und Universität, bereits 859/860 gegründet. Das neben der Medersa Bou Inania liegende Mausoleum von Moulay Idriss II, ist ein Wallfahrtsort und für Nichtmuslime nicht zugänglich. Aber einen Blick in den mit Marmor ausgelegten Innenhof ist möglich. Unter Idriss II (791-828) wurde Fès zur Hauptstadt des Reiches ausgebaut, erst 1912 wurde Rabat neue Hauptstadt des Landes. Fès gefällt uns sehr viel besser als Marrakesch, u. a. auch deshalb, weil hier keine Fußgänger-über-den-Haufen-fahrende Lastenmotorräder und -Mopeds durch die Gassen zischen. Alle Transporte werden mit Eseln/Maultieren oder Handkarren durchgeführt, und das sorgt für eine unschlagbar entspannte Atmosphäre. Durch verschlungene Gassen bummeln wir ins Gerber-Viertel. Hier werden in großen Bottichen Farben angemischt, Häute bearbeitet und zum Trocknen aufgespannt. Die Terrassen, von denen man in die Gerberhöfe schaut, sind nur über die ringsum geballt vorzufindenden Lederwarengeschäfte zu erreichen. Wir machen uns unbeliebt, als wir mit zwei Kameras anrücken, Bettina sich aber zurückhält: Ein viertes Paar Schuhe wäre wirklich übertrieben! In der Gasse der Färber neben dem Flüsschen Oued Fès werden Garne in mühsamer Handarbeit gefärbt. Im Stadtteil Fés El Djedid geht es nicht touristisch zu, hier bestimmt der Bedarf des Durchschnittsmarokkaners das Angebot, was eine angenehme Abwechselung ist. Mit 80 ha Ausdehnung nimmt der Komplex des Königspalastes den größten Teil des Stadtviertels ein. Die prachtvoll verzierten Eingangstore werden bewacht, und nicht einmal die, geschweige das Innere dürfen fotografiert werden. Die Mellah, das jüdische Viertel, befindet sich ebenfalls hier und ist besonders interessant: Es wurde seit Beginn des 14. Jahrhunderts in der Nähe des Palastbezirkes errichtet, denn die Juden waren direkte Schutzbefohlene des Sultans, allerdings zum Preis einer besonders hohen Kopfsteuer. Auch in Marokko lebt heute nur noch eine verschwindend kleine (2000 Köpfe) jüdische Gruppe, wenn sie auch im Vergleich aller arabischen Staaten die größte ist. Mohamed VI (seit 1999 König) versucht seit Jahren, die verbliebenen jüdischen Fachkräfte im Land zu halten bzw. eine Remigration einzuleiten. Besonders auffällig sind die hohen Häuser mit ihren den Gassen zugewandten Fenstern mit schmiedeeisernen Gittern, eine markante Abweichung vom arabischen Baustil mit seinen nach außen abweisend- fensterlosen Mauern. Auffällig sind die vielen Juweliergeschäfte und der Stoff-Souk mit kostbaren Brokat- und Seidenstoffen für festliche Gewänder. Wir beschließen den gelungenen Fès-Besuch mit einem feinen Abendessen auf einer Restaurant- Terrasse über dem Souk.
Für weitere Fotos bitte klicken Für weitere Fotos bitte klicken